Die Frage aller Fragen: Preise / Kosten beim Hausbau je qm

Die häufige Antwort: Intransparenz – Preisspielereien – Preisdschungel – Preislüge?

Ich kann Ihnen leider pauschal nicht die gewünschte Antwort auf Ihre Frage geben (qm-Preise), hoffe aber Ihnen ein Verständnis für die Problematik von sogenannten qm-Preisen und derer kreativen Ausgestaltung zu geben. Zur Erläuterung dient folgendes Fallbeispiel:

Fallbeispiel Haus mit Keller:

  • 320qm Wohnfläche
  • 80qm Kellerfläche
  • 40qm Treppenhausfläche
  • 550qm angenommene Bruttogeschossfläche (BGF) als Schätzwert: (Summe der Flächen) geteilt durch 0,8
  • Fall 1: Bauunternehmer „Alles Einfach und günstig?“ nennt Ihnen ein qm-Preis von 1500 Euro je qm
    Ihre Reaktion als Bauherr: Es ist kaum zu glauben, der Bauunternehmer „Alles Einfach und günstig?“ unterbietet sogar die Preisangaben im Internet
  • Fall 2: Bauunternehmer „Alles Einfach aber teuer?“ nennt Ihnen ein qm-Preis von 2500 Euro je qm
    Ihre Reaktion als Bauherr: Was für eine Unverschämtheit, der Bauunternehmer „Alles Einfach aber teuer?“ hat Apothekerpreise, solch hohe Preise habe ich im Internet noch nie gesehen

Die große Überraschung –  die weiteren Gespräche:

A) Gespräch mit dem Bauunternehmer „Alles einfach und günstig?“

Voller Vorfreude gehen Sie als Bauherr in die weiteren Gespräche mit dem Bauunternehmer „Alles einfach und günstig?“. Dann plötzlich bekommen Sie den Gesamtpreis Ihres Bauvorhabens mitgeteilt,

Sie sind geschockt: 981.750 Euro beinahe 1 Mio. Euro

Wie kann das denn sein?

Ganz einfach…der Bauunternehmer „Alles einfach und günstig?“ rechnet es Ihnen vor:

550qm BGF * 1500 Euro/qm = 825.000 Euro

Und selbstverständlich war die Preisangabe in Höhe von 1500 Euro/qm ein Nettopreis (Zitat von „Alles einfach und günstig?“: so macht man das in der Baubranche)

So beträgt der Bruttopreis tatsächlich 981.750 Euro (inkl. 19% MwSt.)

 

B) Gespräch mit dem Bauunternehmer „Alles einfach aber teuer?“

Vermutlich wird es nicht zu weiteren Gespräche mit dem Bauunternehmer „Alles einfach aber teuer?“ kommen. Der Bauunternehmer war auch unverschämt teuer. Wir spielen diesen Fall aber gedanklich durch.

Sie sind überrascht: 800.000 Euro

Ich verstehe die Welt nicht mehr, was läuft hier falsch?

Der Bauunternehmer „Alles einfach aber teuer?“ rechnet es Ihnen vor:

320qm Wohnfläche * 2500 Euro/qm = 800.000 Euro

Die Preisangabe 2500 Euro/qm war ein Bruttopreis (inkl. MwSt.) und beinhaltet auch den Keller (dieser wurde kostenmäßig auf die Wohnfläche umgelegt)

Alles lustig oder was?

Leider nicht – das ist zum großen Teil die tägliche Realität in der Baubranche

Das Beispiel mag auf dem ersten Blick lustig oder ausgedacht erscheinen. Meine persönlichen Erfahrungen zeigen leider, dass dies zum Teil gängige Praxis darstellt.

An dieser Stelle möchte ich betonen, dass beide Arten der Kalkulation über starke Abstraktion auf einen Parameter (qm) mit sehr großer Wahrscheinlichkeit zu einer Fehlkalkulation führen. Hier ist in jedem Fall eine differenziertere Betrachtung der Massen und damit einhergehend der anfallenden Kosten zu berücksichtigen.

Mögliche Erklärungsansätze für diese Komödien/Dramen in der Baubranche:

  • es fehlt an kaufmännischen Sachverstand
  • es besteht kein Interesse an einer transparenten Preisinformation
  • aufgrund der guten Auftragslage in der Baubranche „versuchen“ sich viele als Bauunternehmer

Neben den geschilderten sehr unterschiedlichen Fällen gibt es eine Vielzahl von weiteren kreativen Fällen. Des weiteren spielen auch der konkretisierte Leistungsgegenstand (die Bauleistungsbeschreibung) und die Ausgestaltung des Werkvertrages mit Zahlungsplan eine Rolle. Der Fokus dieses Artikels sollte sich bewußt auf die Problematik von qm-Preisen und deren Bezugsgrößen beschränken.

Gerne können Sie mir auch Ihre Erfahrungen per Email mitteilen.